Parktag - Beitrag aus dem Motorjahrbuch 1966!

 

Jäh zerriß der schrille Ton der Alarmklingel die nächtliche Stille über der Kaserne und löste in den Zimmern emsige Geschäftigkeit aus. 

Keine fünf Minuten vergingen, und die Soldaten eilten vollständig ausgerüstet, den Kampfanzug an, 

Sturmgepäck und Waffe in der Hand, zu ihren 

Fahrzeugen. In Sekundenschnelle wurden die 

gewaltigen Hallentore geöffnet, und die Fahrzeuge

reihten sich im Licht ihrer Tarnscheinwerfer 

entsprechend den befohlenen Stellplätzen in das 

sich bereits formierende Marschband ein. 

Der Marschbefehl wurde gegeben, und die Fahrt 

in den für die Übung festgelegten Konzentrierungsraum begann.

Tag und Nacht waren Fahrzeuge und Besatzungen schwierigsten Anforderungen im Gelände ausgesetzt. 

Es gab kaum eine längere Fahrt über gepflasterte Straßen, sondern ging zum größten Teil über schwer passierbare Feld- und Waldwege, wobei auch manche Wasserdurchfahrt zu meistern war. Als alle Aufgaben der Übung erfüllt waren und die Fahrt dem heimatlichen Objekt zuging, konnten die Soldaten befriedigt feststellen, daß kein Fahrzeug ihrer Einheit ausgefallen war.

Sie hatte sich also bezahlt gemacht, die Arbeit und Mühe, mit der sie sich ihrer Fahrzeuge ständig und zuletzt am Parktag vor der Übung widmeten. Und sie werden auch nach Beendigung der Übung wieder alle ihre Kenntnisse und Fähigkeiten einsetzen, um ihre Fahrzeuge nach den vorangegangenen Belastungen gründlich zu überprüfen, zu warten und zu pflegen.

Wir aber, mein Bildreporter und ich, sind eingeladen, diese interessante Seite des Dienstes der Kraftfahrer bei unserer Nationalen Volksarmee einmal mitzuerleben.

Der Chef TA (Technische Ausrüstung) erläutert uns den organisatorischen Ablauf. 

"Die großen Aufgaben, die von der Nationalen Volksarmee zu erfüllen sind, erfordern, daß die technischen Kampfmittel ständig einsatzbereit sind. Diese Einsatzbereitschaft ist unbedingt notwendig, um in kürzester Zeit die  volle Gefechtsbereitschaft herstellen zu können, und wird durch eine straff organisierte Ausbildung als Kraftfahrer eingesetzten Soldaten sowie vorschriftsmäßige Wartung und Nutzung der Kraftfahrzeuge erreicht. 

So werden in allen Einheiten der NVA zur Erhaltung und

Verbesserung des technischen Zustands und zur Überprüfung der technischen Kampfmittel entsprechend den bestehenden Dienstvorschriften sogenannte ,Parktage' durchgeführt. Hier haben die Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere Gelegenheit, sich hohe kraftfahrzeugtechnische Fertigkeiten anzueignen und ihre praktischen Kenntnisse zu erweitern.

Jeder von ihnen hat also hier bei der NVA die Möglichkeit, sein Wissen zu vervollkommnen und zu erlernen, wie man Parkanlagen sowie -ausrüstungen zweckmäßig nutzt und einsetzt, um eine technologisch richtige und qualitativ gute Wartung sowie Instandsetzung der Fahrzeuge und ihrer Bewaffnung zu erreichen.

Am Parktag kann nun nicht jeder Kraftfahrer sein Fahrzeug aus der Halle fahren und mit der Arbeit beginnen. Auch hierfür gibt es einen vorgeschriebenen Tagesdienstablauf.

Vor Beginn der Kontroll- und Pflegearbeiten werden die Fahrzeuge erst einmal -entsprechend ihrer Verwendung nach Einsatzfahrzeugen (Gefechts- und Lehrgefechtsfahrzeuge), Transportfahrzeugen und Schulfahrzeugen getrennt - auf dem Gelände des KFZ- Parks aufgestellt. Stehen sie ausgerichtet auf ihren Plätzen, wird ein Apell durchgeführt, wobei unter anderem auch die vorschriftsmäßige Bekleidung der Kraftfahrer kontrolliert wird, die über ihrer Uniform eine Schutzkombination zu tragen haben. Außerdem werden stichprobenartig die Kenntnisse einzelner Soldaten über die am Parktag durchzuführenden Arbeiten überprüft.

Nach dem Apell und der daran anschließenden Einweisung in die erforderlichen Arbeiten begeben sich die Kraftfahrer und übrigen Besatzungsmitglieder an ihre ,Technik', wie die Soldaten sagen."

Nach dieser einleitenden Information greifen auch wir, daß heißt mein Bildreporter und ich, zu unserer ,Technik' oder besser gesagt zu unseren Werkzeugen, der Kamera und dem Notizblock, und lassen uns einigen der inzwischen an ihren Fahrzeugen schon eifrig tätigen Soldaten vorstellen.

Bekanntlich ist es ja so, daß man sich bei der Arbeit nicht gern auf die Finger schauen läßt, aber als die Soldaten merken, daß auch wir etwas mit der Materie zu tun haben müssen, ist der Kontakt bald hergestellt. 

Auch bei der Armee ist bis heute noch kein Meister vom Himmel gefallen. Der Laie oder auch einer der oft zitierten "Sonntagsfahrer" kann kaum ermessen, welches Maß an Wartung und Pflege ein Kraftfahrzeug verlangt, das als technisches Kampfmittel und Transportfahrzeug unserer Armee ständig einsatzbereit sein muß. Viele junge Menschen, die den Ehrendienst in den Reihen unserer Nationalen Volksarmee ableisten und als Kraftfahrer eingesetzt werden, bringen ja bereits eine Fahrerlaubnis- oft die Klasse V- mit.

Damit sind sie aber noch lange keine Armeekraftfahrer. Sie müssen sich die Fähigkeiten und Fertigkeiten, ein Armeefahrzeug in schweren Gelände unter Gefechtsbedingungen sicher zu führen, erst während der Ausbildung und der Übungen aneignen.   

Von einem Armeekraftfahrer fordert man heute gleichermaßen großes Können beim Führen wie auch beim Warten seines Fahrzeugs; fahrtechnische Beherrschung und Kenntnis der Regeln des Straßenverkehrs allein genügen nicht mehr. Verlangt wird genauso ein hohes Maß an Wissen über den technischen Aufbau und die Funktionen der einzelnen Aggregate eines Kraftfahrzeugs, wodurch der Kraftfahrer in die Lage versetzt wird, Reparaturen selbst auszuführen. Hier ist natürlich derjenige gut dran, der bereits vor seiner Armeedienstzeit als Kfz- Schlosser oder in einem anderen artverwandten Beruf gearbeitet hat. Für andere dagegen, die bisher nur "Fahrer" waren, sich aber um notwendige  Reparaturen nicht kümmern brauchten, ist es oft schwierig, sofort die Fehlerquelle zu 

entdecken oder gleich die richtige Schraubenschlüsselgröße herauszufinden. Aber hier lernen ja die Neulinge von den "alten Hasen".

So sind zum Beispiel zur Unterstützung der einzelnen Wartungsarbeiten und zur Überprüfung bestimmter Geräte bewegliche Wartungsstationen vorhanden. Hier werden nun mehrere Soldaten vor Beginn der entsprechenden Spezialarbeiten durch den Leiter einer Wartungsstation über die fachlich richtige Ausführung der einzelnen Arbeiten und die dabei zweckmäßigsten Methoden sowie über technische Normen belehrt.

Von diesen Gruppen werden Luft,- Kraftstoff- und Ölfilter gereinigt, Blechschäden beseitigt, einzelne Baugruppen durchgesehen - zum Beispiel Motor, Kupplung, Kraftstoffanlage und Fahrwerk -, Holzaufbauten, Plane oder Polster instand gesetzt sowie Batterien und elektrische Anlagen überprüft.

 

 

Wir wollen nun nicht jeden einzelnen Kraftfahrer von seiner Arbeit abhalten und bitten daher den Unteroffizier vom Park (UvP), uns über einige Einzelheiten nähere Auskunft zu geben.

Da ja fast jedes Fahrzeug während einer Übung etwas von seinem äußerlichen Glanz verliert, wird es zuerst gereinigt und auf der Waschrampe abgespritzt. Der UvP erzählt uns dazu, daß die meisten Kraftfahrer ihr Fahrzeug bereits nach Beendigung der Übung, gewissermaßen vor der Rückfahrt in das Objekt, provisorisch vom gröbsten Schmutz befreien und somit am Parktag selbst mehr Zeit für andere Arbeiten haben. Auch hier bei der Anfahrt zur Waschrampe sind die Fahrer offensichtlich alle bestrebt, als erster dranzukommen. Mit scharfen Wasserstrahl geht es gerade bei einen allradgetriebenen G5 dem anhaftenden Schmutz zu Leibe.

Wir sehen uns inzwischen weiter um. Unser Begleiter führt uns zu einem Kraftfahrer, der gerade mit dem Motor seines GAS69, eines geländegängigen Pkw beschäftigt ist.

Dieser Wagen wird ausschließlich als Kommandeurs- und Nachrichtenfahrzeug eingesetzt. Der Kraftfahrer zeigt uns eine von ihm angefertigte Aufstellung über alle notwendigen Arbeiten und bemerkt, daß er gerade dabei sei, das Ventilspiel der einzelnen Zylinder zu überprüfen.

Wir sehen uns seinen "Arbeitsplan" einmal etwas näher an. Alle Achtung! Ausführlicher kann selbst der Plan für eine Generalreparatur wohl kaum noch sein;

-Soweit erforderlich, Zylinderkopfschrauben nachziehen

-Zündkerzen reinigen und den richtigen Elektrodenabstand überprüfen

-Kraftstoffanlage reinigen

-Vergaser und Ölfilter reinigen

-Ölwechsel entsprechend der Laufnorm

Nach dem Plan ist weiter festzustellen, ob der Kühler dicht ist, die Befestigung von Motor und Lichtmaschine zu kontrollieren sowie die Funktionstüchtigkeit der Hebelwerke zu überprüfen.

Da unser Kraftfahrer inzwischen seine Arbeiten an der Baugruppe Motor beendet hat, können wir uns noch davon überzeugen, daß er wirklich gute Arbeit geleistet hat; der Motor, der nun einem Probelauf unterzogen wird, springt leicht an und arbeitet im gesamten Drehzahlbereich so einwandfrei, daß bei einer Abhörkontrolle keine anormalen Nebengeräusche wahrzunehmen sind.

Um auch die Arbeiten an der Kraftübertragung, der Lenkung und den Bremsen kennenzulernen, wenden wir uns einem anderen Fahrzeug zu.

Wir stehen nun vor einem G5, einem geländegängigen Lkw mit 6-Zylinder- Viertakt- Dieselmotor, der als Transport- bzw. Nachrichtenfahrzeug oder Werkstattwagen sowie als Zugmittel verschiedenartige Verwendung findet.

Der Fahrer kommt gerade unter dem Fahrzeug hervorgekrochen und antwortet auf unsere Frage, daß er eben die Getriebe abgeschmiert habe. Da er seine Arbeit beendet hat und unser UvP für einige Zeit abberufen wird, bitten wir ihn, uns für einige Minuten Rede und Antwort zu stehen. 

Er erzählt, daß er schon im Zivilsektor in einer Auto-Reparaturwerkstatt gearbeitet hat und somit schon von Anfang an kein völliger "Neuling" war."Aber auch einem versierten Kraftfahrer", versichert er uns," bereitet es oft Kopfschmerzen, bestimmte Schäden am Getriebe zu beheben.

Viele von den in der Nationalen Volksarmee verwendeten Kraftfahrzeugtypen haben zum Beispiel unterschiedliche Wechselgetriebe. Mein geländegängiger G5 beispielsweise besitzt ein 5- Gang- Wechselgetriebe mit Nebenantrieb für Sonderantriebe. Der 1. Gang sowie der Rückwärtsgang haben eine gemeinsame zweite Vorgelegewelle. Der Nebenantrieb, ein Schieberadgetriebe, wird wie bei den meisten Armeefahrzeugen zum Antrieb eines Spills benutzt, das hier, beim G5, eine Seillänge von 50 Metern hat.

Die Spillanlage kann übrigens sowohl im Leerlauf als auch bei eingelegtem Gang des Wechselgetriebes eingeschaltet werden."

Dann kommt unser Gesprächspartner auf ein Aggregat zu sprechen, das dem Zivilkraftfahrer meist unbekannt ist - das Verteilergetriebe. Verteilergetriebe sind für Fahrzeuge mit Allradantrieb erforderlich, um die vom Wechselgetriebe kommende Gesamtantriebskraft auf alle Achsen zu verteilen. Der Vorteil allradgetriebener Fahrzeuge besteht darin, daß notwendigenfalls alle Räder zur Übertragung der Vortriebskräfte und damit zur Überwindung von Fahrwiederständen herangezogen werden können. Das ist gerade für Geländefahrzeuge oft  notwendig, da im Gelände häufig nur eine geringe Haftreibung zwischen der Fahrbahn und den Reifen vorhanden ist und die Vortriebskräfte, die von den Rädern einer Achse übertragen werden können, nur gering sind. Bei derartig fundierten Erläuterungen liegt natürlich die Frage nahe, wo denn das umfangreiche Wissen eigentlich herstammt.

"Wir Kraftfahrer erhalten eine Spezialausbildung und haben auch nach Dienstschluß noch die Möglichkeit, an Kraftfahrerschulungen teilzunehmen. Wer natürlich erst bei der Armee seine Fahrerlaubnis erwirbt und als Kraftfahrer eingesetzt wird, hat da oft harte Nüsse zu knacken!"

Wir bedanken uns bei unserem Kraftfahrer für die bereitwilligen Erläuterungen und sehen ihm noch eine Weile zu, wie er die Kraftübertragungsteile und Gelenkwellen kontrolliert und dann den Zustand der Lenkübertragungsteile und das Lenkspiel überprüft. Da die Teile durch übermäßig hohe Beanspruchungen häufig zu viel Spiel aufweisen, kontrolliert er, inwieweit sie ausgewechselt werden müssen.

Schließlich ist festzustellen, ob Vorspur, Sturz und Nachlauf in den vorgeschriebenen Maßen liegen und das Lenkradspiel den von den Herstellerwerken festgelegten Höchstwert nicht überschreitet.

Unser Begleiter, der UvP, hat sich inzwischen auch wieder zu uns gesellt, so daß wir den freundlichen "Kfz- Spezialisten" nun nicht länger stören wollen. 

Wir wenden uns dafür einem anderen geländegängigen Pkw Typ "P3" zu, dessen Kraftfahrer gerade den sogenannten "toten Gang" des Bremsfußhebel durch entsprechende Einstellungen korrigiert.

Wir fragen den UvP nach technischen Besonderheiten dieses als Kommandeurs-, Nachrichten- und Feuerlöschtruppfahrzeug eingesetzten Wagens aus unserer eigenen Produktion. Das Fahrzeug "P3" ist an sich eine Weiterentwicklung des "P2M". Unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse entwickelt und unter harten Bedingungen erprobt, wird es hohen Anforderungen in bezug auf Fahreigenschaften und Geländegängigkeit gerecht.. Damit auch Böden mit geringer Tragfähigkeit befahren werden können, ist der "P3" mit Ausgleichsbetriebssperren und großvolumigen Niederdruckreifen ausgestattet.

Beachtlich ist auch seine Steigfähigkeit von 65 Prozent. Inzwischen hat der hier arbeitende Kraftfahrer seine Arbeiten an der Bremsanlage abgeschlossen und schickt sich an, die vorgeschriebene Bremsprobe vorzunehmen, bei der die Funktionstüchtigkeit und Wirksamkeit der Betriebsbremse kontrolliert wird. Die Fußbremse ist dann in Ordnung, wenn sich alle Räder gleichmäßig, ohne zu blockieren, abbremsen lassen und die geforderte Verzögerung erreicht wird.

Bei der Bremsprobe stellt sich aber heraus, daß die Bremse einseitig zieht." Das kann darauf zurückzuführen sein, daß sie einseitig verölt oder der Bremsbelag einseitig abgenutzt ist", meint der Fahrer auf unsere Frage nach der Ursache. Sein Arbeitsplan sieht für diesen Komplex weiterhin Kontrolle des Kupplungs- und des Bremspedals auf Leichtgängigkeit und Einhaltung des für den jeweiligen Fahrzeugtyp festgelegten Spiels vor.

Unsere Aufmerksamkeit gilt nun einem Kraftfahrer, der gerade im Begriff ist, seine Batterie auszubauen.

" Für viele Kraftfahrer ist die elektrische Anlage ein Buch mit sieben Siegeln; sie betrachten sie mit Ratlosigkeit. Da man bei den elektrischen Vorgängen wenig sehen kann, erscheint alles viel komplizierter. Aber auch hier werden von den Soldaten umfassende Kenntnisse verlangt", erläutert der UvP.

"Am Parktag beschränken sich die Arbeiten an der elektrischen Anlage allerdings im wesentlichen auf die Pflege der Batterie. Da sie für das sofortige Starten des Fahrzeugs verantwortlich ist, muß ihr besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Vor allen Dingen ist darauf zu achten, daß der Säurestand und die Säuredichte geprüft werden bzw. destilliertes Wasser nachgefüllt wird. Polklemmen und -köpfe müssen gereinigt und mit Polfett eingefettet werden. Außer den Kabelverlegungen und Masseverbindungen ist die Scheinwerfereinstellung zu überprüfen und eine Funktionskontrolle bei Abstandsleuchte und Tarnscheinwerfer vorzunehmen, wobei gleichzeitig die Scheinwerferkontakte gereinigt werden können."

Unser "Fremdenführer" erzählt weiter, daß es bei Armeefahrzeugen zwei Varianten für den Batterieanschluß gibt. Bei Fahrzeugen aus der DDR-Produktion legt man den Minusanschluß an die Masse des Fahrzeugs, bei  sowjetischen Typen hingegen zum Teil den Pluspol. Dementsprechend müssen bei Minus an Masse alle mit Plus in Verbindung stehenden Anschlüsse und bei Plus an Masse natürlich alle mit Minus in Verbindung stehenden Anschlüsse gegen die Masse des Fahrzeugs isoliert sein. Diese Besonderheiten spielen zum Beispiel eine Rolle, wenn zur Behebung eines Defekts eine Lichtmaschine deutscher Produktion in ein Kraftfahrzeug sowjetischen Typs eingebaut werden soll.

                                                  

Die meisten Kraftfahrer der Einheit sind mit dem größten Teil der vorgesehenen Arbeiten fertig und machen jetzt damit beschäftigt, ihre Fahrzeuge nach einem speziellen Schmierplan abzuschmieren.

An einem Kraftfahrzeug sind schwierige Reparaturen notwendig, die der Kraftfahrer selbst nicht ausführen kann. Es wird in die Werkstatt gefahren, wo Soldaten tätig sind, die bereits im Zivilsektor in entsprechenden Berufen, sei es Kfz.- Schlosser, -Elektriker, Karosserieklempner oder ähnliches, gearbeitet haben.

                                                                             

       

Zum Abschluß erleben wir noch, wie jedes als einsatzbereit gemeldete Fahrzeug einer eingehenden Inspektion unterzogen wird. Die Kraftfahrzeuge werden zu einem derartigen Apell wieder vorschriftsmäßig aufgestellt. Die Geräte bzw. Spezialanhänger usw. stehen abgehängt hinter den Fahrzeugen. Werkzeug, Zubehör und die Sonderausrüstung der Fahrzeuge und Geräte legen die Kraftfahrer vor ihren Fahrzeugen übersichtlich aus. Motorhaube, Batterieabdeckung, hintere Bordwand und Werkzeugtaschen sind geöffnet. Jeder Kraftfahrer stellt sich links neben seinem Fahrzeug auf.

Dann nimmt die Inspektionsgruppe die Fahrzeuge ab. Man läßt hier ein ölführendes Gehäuse öffnen und dort ein Rad hochbocken und prüft so gewissenhaft, ob alle Fahrzeuge vorschriftsmäßig instand gesetzt bzw.

gewartet sind. Dabei werden verständlicherweise strenge Maßstäbe angelegt, denn schließlich hängen vom ordnungsmäßigen Zustand der Fahrzeuge Menschenleben und Material ab. Wie wir bald merken, wird nicht nur die ordnungsmäßige Ausführung aller Arbeiten stichprobenartig überprüft, die wir bisher miterleben durften. Aus den gestellten Fragen entnehmen wir  vielmehr, daß jedes Fahrzeug mit den entsprechenden Kraft- und Schmierstoffen in der festgelegten Menge aufgefüllt sein muß, daß der Kraftfahrer weiterhin darauf zu achten hat, daß die Behälter und Leitungen für Kühlflüssigkeit, Schmieröle und Kraftstoff dicht sind und die Reifen, einschließlich der Reserveräder, über den vorgeschriebenen Luftdruck verfügen und sich in einem einwandfreien Zustand befinden.

Nachdenklich verabschieden wir uns von unseren Gastgebern. Aus dem, was wir gesehen und gehört haben, ist uns eines völlig klar geworden;

Es ist eben doch weit mehr als nur die private Chrom. und Lackpflege, was hier von den Soldaten gefordert wird, und das alles verlangt ein gehöriges Maß an Wissen, das sich mancher "Armeekraftfahrer-Neuling" in vielen Ausbildungs- und Übungsstunden auch erst aneignen muß.

Diese Kenntnisse und Fertigkeiten aber werden den jungen Kraftfahrern auch nach Beendigung ihrs aktiven Wehrdienstes von großem Nutzen sein, denn nicht nur beim Armeefahrzeug hängen von ordnungsmäßiger Pflege und Wartung Einsatzbereitschaft, Leistung und Lebensdauer des Kraftfahrzeugs ab.

                                                                                                                                      d.-e.k.

Transpress -VEB Verlag für Verkehrswesen - Berlin 1966