"Schwimmender Stahl"
Bericht aus dem Motorjahrbuch von 1963 |
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Ein Bild wie das nebenstehende hätte vor etwa 30 Jahren überall in der Welt beträchtliches Aufsehen erregt. Heute ist ein schwimmendes Auto eine technische Selbstverständlichkeit, der sich Armeen genauso bedienen wie Forschungsreisende. Der Schwimmwagen ist technisches Allgemeingut geworden und damit auch aus dem Fahrzeugpark einer modernen Armee nicht wegzudenken. Weit weniger bekannt dürfte die Weiterentwicklung der schwersten Fahrzeuge von Armeen zum voll Schwimmfähigen Panzerkampfwagen gegenwärtig noch sein. Die Nationale Volksarmee der Deutschen Demokratischen Republik, als hervor- ragendes Instrument zur Verteidigung des Friedens, ist in jeder Beziehung modern ausgerüstet und verfügt unter vielerlei interessanten Waffen und Geräten auch über den sowjetischen Schwimmpanzer PT-76. Unser militärischer Mitarbeiter K. R. Hart schreibt zu diesem Thema : |
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Im Fahrzeugpark einer modernen Armee, deren Merkmal die Vollmotorisierung ist, spielen die Panzer als Gefechtsfahrzeuge eine wichtige Rolle. An sie werden heute - in Anbetracht der Besonderheiten des modernen Gefechts (Raketen - Kernwaffen) - besondere Anforderungen gestellt. Zu den geforderten Gefechtseigenschaften der heutigen Panzerkampfwagen gehört so auch, Wasserhindernisse rasch und ohne besondere Vorbereitungen und Hilfsmittel überwinden zu können. Deshalb wird auf die hohe Watfähigkeit der Panzer besonderer Wert gelegt. Sie sollen Wasserhindernisse aus der Fahrt heraus sofort überwinden können. Zur Zeit erfüllen die meisten modernen Panzer diese Forderung, denn Wassertiefen bis 1,5 m werden normalerweise ohne weiteres durchquert. Sollen aber tiefe Flußläufe oder Seen überwunden werden, dann müssen die Panzer schwimmfähig oder zur Unterwasserfahrt eingerichtet sein. Als zweckmäßiger erwies sich die erstgenannte Version. Man versuchte zunächst, den Panzer durch zusätzliche Hohlkörper aus Plasten oder anderen wasserdichten Stoffen schwimmfähig zu machen. Diese Methode wurde schon im vergangenen Krieg erprobt. Die deutsche Heeresführung ließ für ihre Kampfwagen (P II und P III) pontonförmige Schwimmkörper schaffen, die über den Panzer gestülpt wurden. Der gewünschte Erfolg stellte sich allerdings nicht ein. Auch die in den USA. entwickelten Kampfpanzer mit Schwimmkörpern erwiesen sich als nicht völlig geeignet. Allen Schwimmkörpern haften zu viele Mängel an; sie sind zu leicht verletzbar, zu unförmig und zu behindernd. So lief die Tendenz dahin, schwimmfähige Panzer zu schaffen. |
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Besonders im mitteleuropäischen Raum, der von der NATO zum Schlachtfeld eines von den Imperialisten erwünschten neuen Krieges ausersehen wurde, bilden zahlreiche Flüsse und Seenplatten schwer überwindbare natürliche Hindernisse. So trachten außer den USA, die seit den dreißiger Jahren Schwimmpanzer - in der obengenannten Art -und Amphibienfahrzeuge bauen, auch die westdeutschen Militaristen danach, schwimmfähige Kampffahrzeuge zu erhalten. Doch auch hier ist ihnen das sozialistische Lager, vor allem die Sowjetunion, voraus. In der UdSSR wurden zur Verteidigung des Landes schon vor drei Jahrzehnten die ersten Typen von Schwimmpanzern entwickelt. Es waren drei leichte Panzer: als erster der T-37, dem bald der T-38 folgte. Beide waren mit MG bestückt, die in einem seitlich angeordneten Turm untergebracht waren. Der Dritte im Bunde war der T-40, ein Schwimmpanzer von 5,5 t Gefechtseigenmasse, einem MG 12,7 mm und einem [G 7,62 mm als Bewaffnung. Seine Panzerung war 14 mm stark. Wie seine Vorläufer erreichte auch er auf dem Lande die Geschwindigkeit in 44 km/h und im Wasser 5 km/h. In den Schlachten des zweiten Weltkriegs hat sich der T-40 vielfach bewährt. Zur Massenerscheinung wurden die Schwimmpanzer auf dem fernöstlichen Kriegsschauplatz und bei den Landeunternehmen der Amerikaner in der Normandie. Mitunter kamen 500 bis 600 Fahrzeuge, vorwiegend als Transporter, zum Einsatz. Mit Landungsbooten ins Kampfgebiet befördert, schwammen sie mit eigener Kraft der Küste zu, um Truppen und Kriegsmaterial zu entladen. | |
So mancher Leser wird vielleicht verwundert den Kopf schütteln und sagen: Wie soll ein Panzer schwimmen? Er ist doch kein Schiff. Wie sollte er sich im Wasser überhaupt vorwärts bewegen? Zur ersten Frage ist zu sagen, daß die Wanne des Schwimmpanzers einem Stahlponton gleicht. Sie nimmt die einzelnen Bauteile und Baugruppen und deren Befestigungen auf und bietet Raum für die Besatzung. Diese Wanne muß eine entsprechend der Fahrzeugmasse große Wasserverdrängung haben und bei geringer Eigenmasse eine große Festigkeit und Verwindungssteifheit aufweisen. Selbstverständlich gehören Stromlinienform und Dichtheit zu den technischen Eigenschaften der Panzerwanne. Maße (Länge, Breite, Höhe) und Masse des Panzers bestimmen die Wasserverdrängung. In der Regel beträgt die Länge das Zwei- bis Dreifache der Breite. Die Masse der dem Rauminhalt der Wanne entsprechenden Wassermenge ist dabei um etwa 20 bis 30 Prozent größer als die Gefechtseigenmasse des Panzers. Diese Reserve sichert dem Panzer auch dann genügende Schwimmfähigkeit, wenn durch Beschädigungen Wasser in den Panzer eindringt. Und wie bewegt sich der Stahlkoloß im Wasser vorwärts? In der Regel doch wie ein Schiff, nämlich mit Hilfe eines Schraubenantriebs. Allerdings ist die Leistung des herkömmlichen Schraubenantriebs nicht gerade hoch. Durch die Getriebeumschaltung vom Ketten- auf den Schraubenantrieb geht viel Kraft verloren. Ein besonderer Nachteil der Schraube ist, daß sie leicht von im Wasser liegenden Gegenständen beschädigt werden kann. Dieser Umstand trug viel dazu bei, eine neue Art des Fortbewegens im Wasser zu suchen. Man kam auf den Gedanken, den Panzer mittels seiner Gleisketten vorwärtszubewegen. An die einzelnen Kettenglieder wurden Schaufeln montiert, die das Wasser wie bei einem Raddampfer nach hinten drücken. Aber auch dieser Antrieb birgt Nachteile in sich: An Land sind die Schaufeln einer Beschädigung durch Steine ausgesetzt; in weichem Grund drücken sie sich zu sehr ein und hemmen die Vorwärtsbewegung. |
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Die Nachkriegszeit brachte weitere Veränderungen. Neue Baumuster mit besseren taktisch-technischen Eigenschaften entstanden. Lag die Eigenmasse der Schwimmpanzer des zweiten Weltkrieges noch zwischen 14 und 20 t, so erhöhte sie sich bald bis auf 40 t. Die Geländegängigkeit wurde erhöht, die Konstruktion der Panzerwanne verbessert, die Breite der Kampfwagen verringert. Das MG als Hauptwaffe mußte der Kampfwagenkanone (KWK) weichen. Der wichtigste Schritt zur Vervollkommnung aber war der reaktive Antrieb bzw. das Wasserstrahltriebwerk. Das Prinzip dieses Triebwerkes liegt darin, daß der Panzer in Gewässern durch Rückstoß vorwärtsgetrieben wird. Der Wasserstrahlantrieb saugt Wasser ein, verdichtet es in einer Turbine und stößt es dann mit hohem Druck wieder aus. Die Schubkraft nimmt um so mehr zu, je größer die sekundlich vom Triebwerk ausgestoßene Wassermenge und je höher die Ausstoßgeschwindigkeit ist.
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Gegenwärtig werden in allen Ländern Anstrengungen unternommen, um leistungsstarke Antriebe auf reaktiver Basis zu schaffen. Während jedoch in der Sowjetunion die Schwimmpanzer bereits durchweg mit Wasserstrahlantrieb ausgestattet sind und nur die Schwimmwagen noch Schraubenantrieb haben, laborieren die Westmächte noch immer an störungsfreien wasserreaktiven Antrieben für Schwimmpanzer. In England gelang es erst kürzlich, ein dreiachsiges schwimmfähiges Kraftfahrzeug mit Wasserstrahlantrieb herauszubringen. Die Entwicklung der Schwimmpanzer dürfte angesichts des raschen Entwicklungstempos der Technik noch nicht als abgeschlossen gelten. Die Zukunft wird zeigen, welche Möglichkeiten zum Beispiel das Luftkissen zu bieten vermag. Mit Genugtuung können wir registrieren, daß gerade die Sowjetarmee, und mit ihr alle sozialistischen Armeen, über ausgezeichnete Schwimmpanzer mit starker Bewaffnung und hohen taktischen Eigenschaften verfügt. Mit dem. PT-76 (Abbildungen) setzt auch unsere Nationale Volksarmee den modernen sowjetischen Schwimmpanzer ein. Er hat alle Merkmale eines modernen Gefechtsfahrzeuges und erfüllt die Anforderungen, die das moderne Gefecht an ein Fahrzeug seiner Gattung stellt. Damit ist auch dieser Panzer eine Waffe in der Hand unserer Volksarmee, die geeignet ist, einem eventuellen Aggressor eine Antwort zu geben, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übriglassen würde.
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